Mittwoch, 26. Februar 2014

Nacht Teil 2

Joh18- 2.teil 

Die Soldaten zerrten Jesus zum Pallast des Hohepriesters. Ich folgte wie in Trance, war unfähig zu denken. Als ich ebenfalls dort ankam war das Tor verschlossen. Ich blickte mich suchend um, konnte aber kein vertrautes Gesicht entdecken. Was würde jetzt mit ihm passieren? Was würde mit uns passieren? Der große Mut, den ich noch am Abend zuvor in mir gespürt hatte, war wie vom Erdbodens verschluckt, genauso wie die anderen Jünger. Als die Frau mich ansprach zuckte ich vor Schreck zusammen.
„Bist du etwa auch einer von denen, die diesem Mann nacheifern?“„Nein“! Schleuderte ich ihr meine Antwort entgegen.
Mir war kalt. Ein paar Männer standen um ein Feuer herum und ich stellte mich dazu um mich aufzuwärmen. Ich hörte wie sie sich leise unterhielten, und erkannte sie. Sie waren ebenfalls vorhin im Garten gewesen. Männer der Tempelwache. Ich hoffte sie würden mich nicht erkennen, jetzt wo ich ganz auf mich allein gestellt war. Da drehte sich bereits einer der Männer zu mir um und fragte?„ Bist du nicht auch einer von seinen Jüngern?“ „Ich nicht!“ Entgegnete ich schnell. ,,Aber ich habe dich doch auch im Garten bei ihm gesehen!“ Konterte ein weiterer.

Das wäre der Moment gewesen in dem ich mich mit festem Blick und fester Stimme zu meinem geliebten Herrn hätte stellen sollen. Wie stolz hätte ich dann später davon erzählen können – wieder und wieder. Alle hätten sie zu mir aufgeschaut.
Stattdessen stritt ich es ab zu ihm zu gehören. Verleugnete den, den ich liebte. Verleugnete meine Überzeugung, meine Freunde, meine Hoffnung, all das wofür ich die letzten Jahre gelebt hatte. Wo war er, der große Held, der ich so gerne gewesen wäre? Petrus, der Fels, auf den Jesus seine Gemeinde bauen wollte?
Hier, stand nur Simon, der Maulheld.
Als dann noch der Hahn krähte überkam mich eine abgrundtiefe Verzweiflung. Ich war Versager, war immer einer gewesen, und Jesus hatte es gewusst.


Nacht

Johannes 18 - 1. Teil 
Er war ernst, ernster als sonst. Irgendetwas lag in der Luft. Ich dachte darüber nach was Ihn so  nachdenklich stimmte. Er redete von Abschied und Verrat, aber auch von Sieg und von Freude.
Wenn ich daran zurück denke, wird mir klar, dass er uns ermutigen wollte, denn er hatte gewusst was kommen würde.
Als wir im Garten waren, hörten wir ein Geräusch wie von einer bewaffneten Truppe . Das war ungewöhnlich.Jesus stand sofort auf um zu sehen was da los war.
Es waren tatsächlich Soldaten und Männer von der Tempelwache. Im Schein der Fackeln und Laternen konnte ich Schwerter erkennen, und einige Gesichter. Judas  stand dort unter ihnen. Was war passiert?
,,Wen sucht ihr?'', ergriff Jesus  das Wort. Die Antwort erschreckte mich, obwohl ich es hatte kommen sehen.,,Jesus von Nazareth.''
In der Sekunde bevor er antwortete, war mir, als ob die letzten drei Jahre meines Lebens vor meinem inneren Auge an mir vorbeizögen, und Panik breitete sich in mir aus. Jedoch bevor ich auch nur überlegen konnte wie wir fliehen könnten hörte ich bereits seine Stimme ,klar und deutlich: „Ich bin es!“
Es kam Bewegung in die Truppe und ich fürchtete schon sie würden sich auf ihn stürzen, aber als ob ein mächtiger Windstoß sie umgeweht hätte wichen sie zurück und stürzten zu Boden. Schockierte Gesichter, auf beiden Seiten. Nur Jesus stand ruhig da. Das Durcheinander war fast komisch, aber die Stimmung lies mir das Blut in den Adern gefrieren.
Als sie sich wieder aufgerappelt  hatten, ergriff Jesus zum zweiten mal das Wort. Dieselbe Frage, dieselbe Antwort. Doch dieses mal weit weniger bedrohlich.
„Ich habe euch doch gesagt, dass ich es bin“, Jesus sprach mit dieser Autorität die mich immer wieder erschaudern ließ .Und als ob ER der Oberbefehlshaber sei ,hörte ich ihn sagen: „wenn ich derjenige bin den ihr sucht , dann lasst die anderen hier gehen.!“ Keiner widersprach ihm.
Erst jetzt löste sich in mir die Anspannung ,ich griff instinktiv nach meinem Schwert – keiner würde meinen Herrn gefangen nehmen. Ich war bereit zu kämpfen, bereit ihn zu verteidigen, und wenn es mein Leben kosten würde. Ich schlug zu. Ich traf Malchus den Diener des Hohepriesters am Kopf, er schrie. Das Blut rauschte in meinen Ohren. Hass und Verzweiflung ergriffen von mir Besitz.  Keiner bewegte sich, bis seine Stimme zu mir durchdrang. Auf das was er nun sagte war ich nicht vorbereitet gewesen.
„Steck das Schwert weg! Soll ich den bitterem Kelch, den mir mein Vater gegeben hat, etwa nicht trinken?''
Und jetzt löste sich auch die Anspannung in der Truppe Soldaten. Sie nahmen ihn gefangen, fesselten ihn sogar und zogen ihn mit sich fort. Fassungslos stand ich da, mein beschmutztes Schwert noch in der Hand. Erst als ich die Fackeln kaum mehr sehen konnte lief ich hinterher.
Ich lief im Dunkeln, aber es sollte noch dunkler werden.

Mittwoch, 12. Februar 2014

,,Ach Petrus lass mal lieber."

,,Ach Petrus, lass mal lieber. Du kannst nicht auf Wasser laufen."
Ja, DIESE Worte hat er eigentlich erwartet, begleitet von einem milden Lächeln.
Seine vorlaute Klappe hatte sich nicht zum ersten Mal verselbstständigt und ihn damit fast Kopf und Kragen gekostet. Manchmal wünschte er sich mehr Besonnenheit.
 Wenn er sich den Moment zurück ins Gedächtnis rief hörte er den Sturm peitschen, die aufgebrachten Wellen, die das Boot in ihrer Gewalt hatten und die Schreie seiner Freunde. Er spürte die nackte Angst dieser kalten, nassen Nacht und die vor Erschöpfung schmerzenden Muskeln. Aber er spürte auch etwas anderes. Es tauchte aus dem Nichts auf, wie die Gestalt, die geradewegs über das Wasser  auf sie zukam. Es begann langsam zu dämmern und neue Hoffnung überflutete ihn, wie das Seewasser die glitschigen Planken des Boots. Jesus.
 Petrus liebte ihn mit aller Gewalt. In seiner Nähe würde er sicher sein. Alles was ihn von dort trennte, waren wenige Schritte über den aufgewühlten See, seine Zweifel und sein Stolz. Denn, ,,was wäre wenn...?"
Er hörte eine Stimme, zitternd zwar, aber entschlossen: »Herr, wenn du es bist, dann befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen! «Er erkannte dass es seine eigene war, und spürte die ungläubigen Blicke der anderen im Nacken. Ihm war als könnte er ihre Entrüstung hören und zögerte.
,,Was wäre wenn…?
Aus dem Boot zu steigen, war das Glaube oder Dummheit, Mut oder Waghalsigkeit?"
Die Zeit war stehengeblieben. Jesus auch. Er sah ihn (an). Petrus spürte wie die Furcht ihren Griff lockerte.
,, Komm", sagte Jesus nur.
„Auf dein Wort hin“, dachte Petrus, erinnerte sich an ihre erste Begegnung und stieg aus dem schlingernden Boot.
Seine Augen waren auf Jesus gerichtet und seine Schritte waren fest.
Als er zum Boot zurückblicken wollte, sah er die mächtigen Wellen, die Schwärze des Wassers und die Unwirklichkeit des Moments und begann zu sinken.
Er schrie, und wurde im selben Augenblick gehalten.
,,Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“
Eine gute Frage, dachte Petrus- noch immer.

Dienstag, 7. Januar 2014

Lohnt es sich?


Folgende Geschichte ist inspiriert von Matthäus 11,6-12

Furchtlos und unerschrocken, so kannten sie ihn. Ein Mann erfüllt von Autorität und Kraft. Ein Mann Gottes.
Er scheute keine Konfrontation, nicht einmal mit den Pharisäern und Saduzzäern - den ganz Radikalen.
Er predigte und er glaubte daran. Seine Worte hatten Kraft und hatten ihre Herzen neu mit Hoffnung erfüllt. ,,Der Messias ist endlich gekommen", hatte Johannes ihnen gesagt. 
ER war da. 
Endlich.
 Und zu diesem hatte Johannes sie jetzt geschickt.

Auf dem Weg ging ihnen viel durch den Kopf. Lange Zeit schwiegen sie, aber die Fragen drängten nach oben, wie Luftblasen an die Wasseroberfläche.
„War ER es wirklich?“
Was, wenn Johannes sich getäuscht hatte? Der Gedanke war entsetzlich, nicht auszudenken. Johannes hatte sein Leben eingesetzt für diesen Auftrag. Er war ein Mann des Verzichts, der Radikalität. Nicht nur seine äußere Erscheinung, alles an ihm war nur auf das eine Ziel ausgerichtet: Dem Messias den Weg zu ebnen, so wie es der Prophet Jesaja vor so vielen, vielen Jahren vorausgesagt hatte.
Sie, seine Jünger, liebten diesen Mann und hatten Ehrfurcht vor ihm. Jetzt war er im Gefängnis. Herodes hat ihn festnehmen lassen weil Johannes auch vor ihm – dem König – nicht halt gemacht hatte und ihn zur Umkehr rief. Herodes hatte nicht gewollt.
 Nun saß Johannes schon seit einiger Zeit in diesem muffigen Gefängnis, gut, dass sie ihn versorgen durften.
Was würde dieser Jesus ihnen antworten? Und wenn er nun doch nicht derjenige war…?
Wenn Sie daran dachten, was auch sie selbst aufgegeben hatten um Johannes nachzufolgen… lohnte es sich, oder war alles umsonst?
Diese Frage war es auch, die Johannes dazu getrieben hatte sie loszuschicken. Auch er brauchte Gewissheit.
Bang und voller Eile liefen sie weiter, nur noch etwa eine Stunde, dann würden sie es wissen. Sie wussten wo ER zu finden war. Alle wussten das. Die Menschen liefen ihm in Scharen nach.
Vor einiger Zeit noch, am See Genezareth, da waren sie alle zu Johannes gekommen, und seine Jünger waren so stolz darauf gewesen zu ihm zu gehören.

Sie näherten sich dem Haus. Sie hörten viele aufgeregte Stimmen und mussten sich überwinden weiterzugehen. So viel hing von dieser Begegnung ab. Ihre Anspannung war einer tiefen Verzweiflung gewichen.„Herr des Himmels und der Erde, ist dieser wirklich dein verheißener Messias, der Retter der Welt?“
Als sie die Menschenmenge dann sahen, waren sie überrascht: ,,Was für eine bunte Truppe!"
Männer und Frauen, Alte, Junge und Kinder. Jesus saß mitten unter ihnen und sie hingen an seinen Lippen. Unwillkürlich mussten sie an die Worte des alten Propheten denken:„Neigt euer Ohr und kommt zu mir! Hört und eure Seele wird leben! (Jesaja 55,2)
Sie alle versammeln sich, kommen zu dir. Deine Söhne kommen von Ferne her, und deine Töchter werden auf Armen herbei getragen.( Jesaja 60,4)
ER hatte sie bereits erblickt und schaute sie erwartungsvoll an. Hoffte er auf ein Geschenk?
Sie hatten nichts dabei.
ER schwieg und noch immer ruhte sein Blick auf ihnen. Alles was sie mitbrachten, waren ihre Fragen, ihre Zweifel und ihre Hoffnung. Einer fand seine Sprache wieder und stellte die Frage die Johannes ihnen aufgetragen hatte: ,,Bist du der Messias, oder sollen wir auf einen anderen warten?“
Kaum waren die Worte ausgesprochen, spürten sie in ihren Herzen eine tiefe Gewissheit und es hätte keine Antwort mehr gebraucht, denn sie hatten in seinem Blick gesehen wonach sie suchten.
ER kannte sie, ihre Fragen, Sorgen, Ängste; ER wusste wer sie waren und wer sie sein würden; wusste woher sie kamen und wohin sie ihr Weg weiterführen würde und ER er verschloss sich ihnen nicht, sondern zeigte ihnen sein Herz:„ Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden geheilt, Taube hören, Tote werden auferweckt und den Armen wird die gute Botschaft verkündet! Geht zu Johannes und berichtet ihm was ihr hört und seht.“
Sie gingen ohne ein Wort zu sagen aus dem Raum.
„Auf zu Johannes,“ er musste Gewissheit haben. Gott war gekommen, ER war hier,  mitten unter ihnen. Johannes hatte ihm den Weg bereitet, jetzt würde ER tun wozu ER gekommen war. Erleichtert und voller Hoffnung ließen sie den Ort hinter sich.