Dienstag, 7. Januar 2014

Lohnt es sich?


Folgende Geschichte ist inspiriert von Matthäus 11,6-12

Furchtlos und unerschrocken, so kannten sie ihn. Ein Mann erfüllt von Autorität und Kraft. Ein Mann Gottes.
Er scheute keine Konfrontation, nicht einmal mit den Pharisäern und Saduzzäern - den ganz Radikalen.
Er predigte und er glaubte daran. Seine Worte hatten Kraft und hatten ihre Herzen neu mit Hoffnung erfüllt. ,,Der Messias ist endlich gekommen", hatte Johannes ihnen gesagt. 
ER war da. 
Endlich.
 Und zu diesem hatte Johannes sie jetzt geschickt.

Auf dem Weg ging ihnen viel durch den Kopf. Lange Zeit schwiegen sie, aber die Fragen drängten nach oben, wie Luftblasen an die Wasseroberfläche.
„War ER es wirklich?“
Was, wenn Johannes sich getäuscht hatte? Der Gedanke war entsetzlich, nicht auszudenken. Johannes hatte sein Leben eingesetzt für diesen Auftrag. Er war ein Mann des Verzichts, der Radikalität. Nicht nur seine äußere Erscheinung, alles an ihm war nur auf das eine Ziel ausgerichtet: Dem Messias den Weg zu ebnen, so wie es der Prophet Jesaja vor so vielen, vielen Jahren vorausgesagt hatte.
Sie, seine Jünger, liebten diesen Mann und hatten Ehrfurcht vor ihm. Jetzt war er im Gefängnis. Herodes hat ihn festnehmen lassen weil Johannes auch vor ihm – dem König – nicht halt gemacht hatte und ihn zur Umkehr rief. Herodes hatte nicht gewollt.
 Nun saß Johannes schon seit einiger Zeit in diesem muffigen Gefängnis, gut, dass sie ihn versorgen durften.
Was würde dieser Jesus ihnen antworten? Und wenn er nun doch nicht derjenige war…?
Wenn Sie daran dachten, was auch sie selbst aufgegeben hatten um Johannes nachzufolgen… lohnte es sich, oder war alles umsonst?
Diese Frage war es auch, die Johannes dazu getrieben hatte sie loszuschicken. Auch er brauchte Gewissheit.
Bang und voller Eile liefen sie weiter, nur noch etwa eine Stunde, dann würden sie es wissen. Sie wussten wo ER zu finden war. Alle wussten das. Die Menschen liefen ihm in Scharen nach.
Vor einiger Zeit noch, am See Genezareth, da waren sie alle zu Johannes gekommen, und seine Jünger waren so stolz darauf gewesen zu ihm zu gehören.

Sie näherten sich dem Haus. Sie hörten viele aufgeregte Stimmen und mussten sich überwinden weiterzugehen. So viel hing von dieser Begegnung ab. Ihre Anspannung war einer tiefen Verzweiflung gewichen.„Herr des Himmels und der Erde, ist dieser wirklich dein verheißener Messias, der Retter der Welt?“
Als sie die Menschenmenge dann sahen, waren sie überrascht: ,,Was für eine bunte Truppe!"
Männer und Frauen, Alte, Junge und Kinder. Jesus saß mitten unter ihnen und sie hingen an seinen Lippen. Unwillkürlich mussten sie an die Worte des alten Propheten denken:„Neigt euer Ohr und kommt zu mir! Hört und eure Seele wird leben! (Jesaja 55,2)
Sie alle versammeln sich, kommen zu dir. Deine Söhne kommen von Ferne her, und deine Töchter werden auf Armen herbei getragen.( Jesaja 60,4)
ER hatte sie bereits erblickt und schaute sie erwartungsvoll an. Hoffte er auf ein Geschenk?
Sie hatten nichts dabei.
ER schwieg und noch immer ruhte sein Blick auf ihnen. Alles was sie mitbrachten, waren ihre Fragen, ihre Zweifel und ihre Hoffnung. Einer fand seine Sprache wieder und stellte die Frage die Johannes ihnen aufgetragen hatte: ,,Bist du der Messias, oder sollen wir auf einen anderen warten?“
Kaum waren die Worte ausgesprochen, spürten sie in ihren Herzen eine tiefe Gewissheit und es hätte keine Antwort mehr gebraucht, denn sie hatten in seinem Blick gesehen wonach sie suchten.
ER kannte sie, ihre Fragen, Sorgen, Ängste; ER wusste wer sie waren und wer sie sein würden; wusste woher sie kamen und wohin sie ihr Weg weiterführen würde und ER er verschloss sich ihnen nicht, sondern zeigte ihnen sein Herz:„ Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden geheilt, Taube hören, Tote werden auferweckt und den Armen wird die gute Botschaft verkündet! Geht zu Johannes und berichtet ihm was ihr hört und seht.“
Sie gingen ohne ein Wort zu sagen aus dem Raum.
„Auf zu Johannes,“ er musste Gewissheit haben. Gott war gekommen, ER war hier,  mitten unter ihnen. Johannes hatte ihm den Weg bereitet, jetzt würde ER tun wozu ER gekommen war. Erleichtert und voller Hoffnung ließen sie den Ort hinter sich.

1 Kommentar:

  1. Eine ganz toller Kommentar zu diesem Bibelabschnitt liebe Andrea - so wird das Wort lebendig, emotional nachvollziehbar und die Personen der Handlung lebendig und auch emotional nahbar. Herzlichen Dank - ein Aufsteller und bezeichnend, wie in dieser einfachen kurzen Frage jener Jünger des Johannes der ganze Zweifel, die ganze Unsicherheit, all die Angst zum Vorschein kommt:

    ,,Bist du der Messias, oder sollen wir auf einen anderen warten?“

    Das ganze Volk Israel wusste, dass in jener Zeit der Messias, ihr Erlöser und Retter geboren würde - im Buch Daniel war es längst prophezeit. Sie lebten unter römischem Joch in Unfreiheit und sehnten sich nach ihrem Retter - wird sich die Prophetie in Jesus erfüllen, ist er derjenige...

    Und Jesus antwortete mit real erlebbarem, er antwortete mit anderer Prophetie:

    „ Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden geheilt, Taube hören, Tote werden auferweckt und den Armen wird die gute Botschaft verkündet! Geht zu Johannes und berichtet ihm was ihr hört und seht.“

    Sie waren Augenzeugen, sie sahen und erlebten wie Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige geheilt werden.

    Wie anders muss ihr Rückweg zu Johannes gewesen sein als der Hinweg. Sie konnten erfassen, begreifen, erleben, dass Jesus es tatsächlich ist. Der Wegbereiter Johannes und ihr Dienst war nicht vergebens - sie konnten erfassen, dass alles seine Richtigkeit hat, dass sie im Sinne Gottes handelten indem sie Johannes Jünger wurden und den Weg des Messias bereiteten.

    Von Zweifel und Hoffnung zum Schauen und zur Gewissheit könnte über diesen Abschnitt geschrieben werden. Sie sahen, erlebten, fühlten, wussten - da Jesus real wurde in ihrem Leben.

    Hiobs Erkenntnis war "vom Hörensagen habe ich Dich gekannt" doch dann hatte sein Herz Gott geschaut, seine Ohren ihn gehört. Gott zu erleben ist halt immer noch etwas ganz anderes als vom Hörensagen etwas zu vermuten - es ist ein schauen und erfassen, ein wissen und ein überzeugt sein.

    In diesem Sinne ganz herzlichen Dank für diese ganz tolle Betrachtung - ermutigend und inspirierend *freu*.

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